Mental Load – So erhalten Sie Ihre mentale Gesundheit
Mental Load ist heute ein vielverwendeter Begriff im Bereich des Stressmanagements und beschreibt die Last der alltäglichen, unsichtbaren Verantwortung für das Organisieren des beruflichen und privaten Alltags. Es geht um die unsichtbare aber notwendige Denkarbeit, die das Erledigen sichtbarer Aufgaben erst möglich macht. Diese kognitive Arbeit läuft meist den ganzen Tag im Hintergrund, kostet viel mentale Kraft und wird dann zu Mental Load, wenn sie zur emotionalen Belastung führt.
Laut einer kürzlich veröffentlichen Studie ist Mental Load in Deutschland zuungunsten der Frau verteilt. Frauen übernehmen den überwiegenden Anteil kognitiver Arbeit, besonders dann, wenn Kinder im Haushalt leben (WSI Report 87, 2023). Fast ausschließlich taucht der Begriff deshalb in Verbindung mit Frauen in der Mehrfachrolle als Familienmanagerin auf, die zusätzlich noch berufstätig ist. Das schließt aber nicht aus, dass auch Männer von Mental Load betroffen sein können.
Haben Sie sich schon einmal Gedanken darüber gemacht, wie hoch – ganz abgesehen vom Beruf – die tägliche Belastung in Ihrem Leben ist? Hierzu zählt beispielsweise die Organisation von Terminen und Ausflügen, die Planung von Mahlzeiten, Aufräumen und Putzen, die Steuerabrechnung, Beziehungspflege zu Freunden und Familie, Care-Arbeit für andere Familienmitglieder oder einfach mal schnell was für den Nachbarn erledigen. Oftmals fühlen sich Frauen verantwortlich für viele dieser Bereiche und der Grund hierfür könnte in der Vergangenheit liegen. Über Generationen hinweg waren Frauen für Haushalt und Familie zuständig. Das wurde von der Gesellschaft so erwartet und war in einer Zeit, in der Frauen nicht zusätzlich berufstätig waren, vielleicht auch angemessen. Mittlerweile liegt der Großteil der kognitiven Arbeit für das private Leben, trotz Vollzeittätigkeit, immer noch bei Frauen (WSI Report 87, 2023) und Glaubenssätze wie „Ich bin für alles verantwortlich, was die Familie betrifft“ oder „Ich halte meinem Mann den Rücken frei“ sind noch tief verwurzelt. Zum Glück aber verändert sich gerade viel: Männer übernehmen Tätigkeiten im Haushalt, nehmen Elternzeit oder treten sogar beruflich zurück, um ihre Partnerin zu unterstützen und managen durchaus auch den Haushalt. Denn jeder von uns kann diese alltäglichen Dinge im Laufe seines Lebens erlernen. Sie werden einem nicht in die Wiege gelegt.
Um sich die eigene mentale Stärke weiterhin zu erhalten, ist es wichtig, sich diese Verantwortungsbereiche und untergeordnete Aufgaben immer wieder bewusst zu machen und zu überprüfen.
Zur Prüfung können Sie sich folgende Fragen stellen. Bitte nehmen Sie sich hierfür Zeit und hinterfragen alles, was Ihnen gerade durch den Kopf geht.
Wo liegen meine Verantwortungsbereiche? Trennen Sie hierfür Berufliches und Privates.
- Zu jedem Verantwortungsbereich stellen Sie sich folgende Fragen:
- Bin hierfür wirklich (nur) ich verantwortlich?
- Wer kann hier (noch) Verantwortung übernehmen?
- Welche Verantwortungsbereiche möchte ich (nicht muss ich) weiterhin managen?
Wo liegen meine Aufgaben?
- Hinterfragen Sie auch einzelne Aufgaben, diese können innerhalb oder außerhalb der bereits genannten Verantwortungsbereiche liegen.
- Sind es wirklich (nur) meine Aufgaben?
- Wer kann diese Aufgaben auch übernehmen?
- Welche Aufgaben möchte ich (nicht muss ich) weiterhin machen
Vielleicht können Sie bei der Durchführung dieser kleinen Übung doch von dem einen oder anderen Glaubenssatz, wie „Ich bin verantwortlich für…“, „Ich muss…erledigen“ „ohne mich wird…nicht funktionieren“, loslassen.
Dann ist das ist der richtige Moment, sich Hilfe zu holen und aktiv mit der Familie, Partner oder Bekanntenkreis ins Gespräch zu gehen. Durch die Unsichtbarkeit der kognitiven Denkarbeit ist anderen oft nicht bewusst, was Sie alles machen. Manche nehmen vielleicht sogar wahr, dass Sie die Verantwortung für bestimmte Dinge unbedingt übernehmen möchten und treten deshalb zurück. Sprechen Sie darüber, wo Sie sich Unterstützung wünschen. Aufgaben und Verantwortungsbereiche können vielleicht besser aufgeteilt werden oder innerhalb der Familie monatlich wechseln. Nichts ist in Stein gemeißelt, aber ein wenig Routine ist wichtig. Sehen Sie hierzu auch unseren Artikel über die Macht aber auch der Wichtigkeit der Gewohnheiten.
Autorin: Linda Grandpair, Sina Rosenkranz, FAUgesund
Quelle: Lott, Y., & Bünger, P. (2023). Mental Load. WSI Report No. 87. Düsseldorf: Hans-Böckler Stiftung.