Machen Sie mal Pause – gerne kurz – aber regelmäßig
Kennen Sie eigentlich Ihren Symphatikus?
Der Symphatikus gehört zum vegetativen Nervensystem und steuert unwillkürlich viele Ihrer Körperfunktionen. Unwillkürlich bedeutet, dass Sie dies selbst nicht wirklich aktiv beeinflusen können. Der Sympathikus hat die Aufgabe, den Körper zu aktivieren, sodass er in Gefahrensituationen besonders leistungsfähig ist.
Sicherlich haben Sie schon einmal vom Fight-and Flight Prinzip gehört?
Meist wird dies im Stressmanagement bildlich mit dem Säbelzahntiger und dem Steinzeitmenschen veranschaulicht. Der (Steinzeit-)Mensch trifft auf einen Säbelzahltiger. Er sieht die Gefahr und bekommt Angst. Er hat jetzt eigentlich nur zwei Möglichkeiten. Er kämpft oder er flieht. Für beides benötigt er nun alle Energiereserven, die er zur Verfügung hat. Die Augen wollen geschärft werden, um sich bessser auf die Gefahr fokussieren zu können und sie nicht aus den Augen zu verlieren. Eine Art Tunnelblick entsteht. Er interessiert sich jetzt für nichts mehr außer für diesen einen Säbelzahntiger. Stresshormone wie z. b. Adrenalin werden ausgeschüttet, denn das Herz muss schneller schlagen, um mehr Sauerstoff in die Muskulatur zu pumpen. Der Muskeltonus verändert sich. Die Muskeln sind für das Kämpfen oder Laufen angespannt. Die Atemwege erweitern sich ebenfalls, um diesen Prozess aktiv zu unterstützen. Schlagartig ist unser Steinzeitmensch hellwach. Nicht nur der Blutdruck sondern auch der Cortisolspiegel steigt. Cortisol wirkt – wie das synthetisch hergestellte Cortison – entzündungshemmend. Denn es könnte durchaus sein, dass unser Steinzeitmensch sich bei Kampf oder Flucht verletzt. Aber nicht nur das. Das Verdauungssystem wird verlangsamt, denn es wird jetzt nicht gebraucht – im Gegenteil, ein Verweilen im Busch könnte tödlich sein. Aber auch in Ruhephasen weitere wichtige Funktionen des Körpers wie der Fortpflanzungstrieb werden in Gefahr- und Stresssituationen verlangsamt oder sogar eingestellt. Durch die Bewegung (Kampf oder Flucht) werden die Stresshormone später wieder abgebaut. Hat der Steinzeitmensch die Gefahr und bestenfalls auch den Säbelzahltiger besiegt, kehrt er in seine Höhle zurück. Angst und Wut weichen einem Glücks- und Erfolgsgefühl. Bestenfalls lässt er sich von Frau und Kindern feiern. Es tritt der Gegenspieler des Sympathikus, der Parasympathikus in Kraft. Dieser Gegenspieler sorgt für Beruhigung. Der Muskeltonus wird weicher, die Atmung und Blutdruck normalisieren sich, die Verdauung setzt wieder ein. Fortpflanungshormone werden wieder produziert. Das Umfeld wird wieder wahrgenommen.
Wenn wir diese Abläufe nun in unseren Alltag übertragen, dann sollten wir uns regelmäßig hinterfragen, was heute unsere Säbelzahntiger sind, welche Situationen und Gefühle unseren Sympathikus triggern und ob und wann unser Parasymathikus aktiviert wird. Und wir können uns besser vorstellen, dass die dauerhafte Überbeanspruchung des eigentlich lebensnotwendigen Systems zu (Zivilisations-)Krankheiten wie Bluthochdruck, Verspannungen der Muskulatur, Schlafstörungen, Störungen des Verdauungstraktes und anderen Dysfunktionen führen kann.
Der große Vorteil ist, dass Sie den Parasympathikus im Gegensatz zum Sympathikus aktiv willentlich beeinflussen und somit weitgehendst selbst beeinflussen können. Schon wenige Minuten bewusstes Atmen kann dazu führen, diesen Teil des Nervensystems zu beruhigen. Auch ein kurzes Verlassen der „Gefahrenzone“ und das zeitgleiche Lenken des Fokusses auf etwas Schönes kann ein Weg sein. Natürlich ist auch Bewegung wichtig, um die Stresshormone wieder zur reduzieren.
Machen Sie regelmäßig eine kurze aktive Pause. Stellen Sie sich anfangs noch einen Wecker, um daran erinnert zu werden. Vielleicht alle 60 bis 90 Minuten?
Tipps für eine kurze Pause finden Sie auch in unserer bewegten oder entspannten Pause unseres Pausenexpresses.
Kurze Entspannungsübungen für Zwischendurch finden Sie auch auf unserer Homepage.
Autorin: Linda Grandpair